Kürzlich waren wir, wie einige von Ihnen, auf der japanischen Fotomesse CP+ in Yokohama. Weil wir wissen wollten, wie es mit der Imaging-Industrie weitergeht. Denn immerhin ist die CIPA als Ausrichter der Messe ja ganz nah dran am Geschehen. Dachten wir. Doch es macht sich Ernüchterung breit: Eine von nicht gebuchten Leerstellen an den Rändern zerfranste Show sowie eine sowohl auf Besucherseite als auch in den Unternehmen durch alte bis sehr alte Männer geprägte Struktur stehen nicht für die eigentlich notwendige Dynamik einer sich im Umbruch befindenden Branche.
Das Erschütterndste allerdings waren dabei die fehlenden Ideen hinsichtlich einer hoffnungsvollen Zukunft.

Symptomatisch dafür war die Keynote Speech des CIPA-Vorsitzenden Kazuo Ushida, im Hauptberuf Lenker von Nikon: Er freut sich, dass DSLR und Spiegellos schön nebeneinander gedeihen und erklärt unter anderem, dass der optische Sucher der Erstgenannten ein „natürliches Bild“ liefert, während der elektronische Sucher das Foto so zeigt, wie es später mal aussehen wird. Hallo?!
Diese Rede hätte vor zehneinhalb Jahren auf der photokina gepasst, als die ersten DSLMs gezeigt wurden. Aber 2019?! Die Imaging-Branche hat einen ziemlich großen Sack an Aufgaben und Problemen vor der Brust und da erwartet man eigentlich von einem Präsidenten des Verbandes des wichtigsten Kamerahersteller-Landes Lösungen, Ideen, gerne auch Visionen und Provokationen. Schade. Der Aufbruch der Imaging-Welt findet woanders statt. Ohne den Club der alten Männer.
Wie sagte schon Ernest Hemingway treffend: „Die Altersweisheit gibt es nicht. Wenn man altert, wird man nicht weise, sondern nur vorsichtig.“

Der Imaging-Aufbruch findet trotzdem statt. Zurzeit anderswo. Beispielsweise auf dem Mobile World Congress in Barcelona, der wenige Tage vor der CP+ gezeigt hat, mit wie viel innovationsgeladener Energie und mit welchem klaren Fokus die Smartphone-Hersteller die Fotografie vorantreiben. Man mag von faltbaren Bildschirmen halten, was man will, aber sie zeigen einen klaren Trend:
Die Menschen wollen Bilder groß erleben. Und zwar im sprichwörtlichen wie im übertragenen Sinne.
Auf dem BFI Forum in Köln Anfang März präsentierte unter anderem LG, wie man sich die Zukunft mit Fotografie vorstellt – und einigen der versammelten Besucher klappte kurz die Kinnlade herunter.
(Quelle: de.statista.com/infografik/10908/weltweit-gemachte-fotos/)Nicht unbedingt, weil längst über 85 Prozent aller Aufnahmen weltweit mit Smartphones gemacht werden, sondern weil nicht nur die Koreaner mit 3D Depth Technology (AR, Holo) und fortgeschrittener AI, die Bilder auch kompositorisch verbessert, den Imaging-Markt voll im Fokus haben.
Angekündigt haben sie auch – Achtung – eine Mehr-Sensoren-Technologie zur Eliminierung des Sensorgrößen-Nachteils der Smartphones gegenüber Kameras. Wow. Und nebenbei bemerkt: In den Medien beurteilten die Kollegen unisono LG als eher schwächeren Hersteller im Reigen der Mobile Companys.
Woher neue Ideen kommen sollen? Wir sagen: Macht es wie Miele. Der erzkonservative westfälische Haushaltsgeräte-Produzent hat erkannt, dass er frische Ideen und Konzepte braucht und investiert in ein Kölner Start-up namens WaschMal. Ziel: Der „Lieferando“ für die Reinigungsbranche zu werden. Miele mutiert vom Produkt- zum Serviceanbieter.
Haben Sie schon ein Start-up im Fokus, das Ihnen helfen kann? Vielleicht ist ja bei den Kandidaten der PIV-Start-up-Initiative etwas Passendes dabei. Sie müssen ja nicht direkt investieren – kooperieren ist ein perfekter erster Schritt.
Apropos Kooperation:
IMH kooperiert ab sofort mit der weltgrößten Fotocommunity EyeEm. Erster Schritt: Innerhalb der Berlin Photo Week vom 10. bis 13. Oktober werden wir etliche Aktionen besonders für Professionals umsetzen – Details später oder gerne auch am Telefon. Klar ist aber jetzt schon:
Das wird ein Fest für alle Fotobegeisterten. Und für die Crème de la Crème der Fotoszene, wie Peter Lindbergh und Ellen von Unwerth - um nur zwei Top-Acts zu nennen. Auch dass Google, Red Bull und diverse sonstige Big Player mit Bilderbezug von außerhalb der Imaging-Branche teilnehmen, ist sicherlich eine starke Sache.
Wir hoffen, wir konnten Ihnen ein paar kleine Denkanstöße geben und bedanken uns sehr für Ihr wertes Interesse.
Das soll für heute reichen – bis bald und beste Grüße!
Ihre
